Robert d´Hooghe 1962:
...Was
ist das Eigene? Die Farbe.
Die
Farbe, nicht eingesetzt als Füllsel in ein
grafisches
Gerüst, sondern Farbe als alleiniger
Inhalt
des Bildes. Ohne Assoziationen, jedoch
nicht
ohne emotionale Wirkungen, je nachdem
zu
Meditation oder Aktivität auffordernd.
In
den Jahren des Suchens schlug das Pendel
manchmal
heftig aus...
Diese
Extreme und Exzesse sind in einem fort-
währenden,
über Jahre zu verfolgenden Reife-
prozess
eliminiert, und jetzt steht der Vierzig-
jährige
vor uns in der Sicherheit eines Mannes,
der
sein Talent zur Meisterschaft gebracht hat...
Elisabeth Krimmel 1975:
Der
Maler, der sich diese Bilder vorgestellt
und
sie
ausgeführt hat, entdeckte in langer, gedul-
diger
Arbeit und bei grosser handwerklicher
Präzision
einen Ausdruck für die Zeichen der
Welt.
Müller-Erbach hat eine ganz besondere
Chiffrenschrift
gefunden, deren Les- und Deut-
barkeit
die Aufmerksamkeit des Betrachters
fordert.
Es ist die Malweise eines Mannes, der
im
Laufe seines arbeitsamen Lebens zu der
Erkenntnis
gekommen ist, dass Kunst auch die
Kunst
des Weglassens ist. Nur so konnte es ihm
gelingen,
dass seine Auseinandersetzung mit
dem
Unendlichen nicht im Diffusen stecken blieb.
So
sind die Bilder von HOM monumentalen Aus-
schnitten
vergleichbar. Sie ermöglichen eine
Vorstellung
vom Ganzen.
Axel Michael Sallowsky 1977:
...
wenn nun urplötzlich all die grotesken Räume,
jene
von Gott verlassenen Figurationen aus Irr-
sinn
und Schönheit, wenn diese mondbe-
schienene
überdimensionierte Welt aus Kälte
und
fahlem Zauberlicht, in der nur noch abge-
trennte
Gliedmaßen Fleischlichkeit und Trieb-
haftigkeit
verströmen, gefallen können, so dann
doch
nur, weil man Müller-Erbach verstanden hat;
weil
man sehr wohl neben handwerklichem
Können
und großer Meisterschaft, auch im Um-
gang
mit Materie und Materialien, in diesem
seltsam
verklärten, von Schönheit gezähmten
Visionen
das Glaubensbekenntnis eines zeit-
genössischen
Künstlers herauszulesen vermag,
der
etwas zu sagen hat...
Robert d´Hooghe 1981:
...In
der deutschen Kunstlandschaft ist er eine
markante
Erscheinung. Die lapidaren Formen
und
kühlen Farben unterscheiden seine Bilder
von
jeder Nachbarschaft. Es ist die Mitgift seiner
Herkunft
aus dem nördlichen Bereich...
Erst
das Eindringen der persönlichen Erfahrung
ins
Bild war der entscheidende Faktor für die
Entfaltung
des individuellen Stils...
Die
Allgegenwart der Technik, die das Bewusst-
sein
der Menschen okkupierte, drang auch in die
Bildwelt
HOMs ein....
Diese
Periode, für die der oft angewandte Titel
"Metamorphose"
das Schlüsselwort ist,setzt mit
dem
Übergang HOMs vom fünften ins sechste
Lebensjahrzehnt
ein. Geblieben sind die festen
Konturen
grosser Körper, das Imaginäre der
Konstruktionen
verwandelt sich ins Magische,
technoide
Gebilde bäumen sich auf wie
Lebewesen,
lagern sich über Mauerwerk, verlieren
sich
in dunklen Höhlen, klaffen auseinander und
ziehen
den Blick in unendliche Schwarze Räume...
Elisabeth Krimmel 1984, Nachruf
Als
H.O. Müller-Erbach vor 2 Jahren eine grosse
und
schöne Ausstellung in der Galerie Thurn
und
Taxis in Michelstadt hatte, erschraken wir
angesichts
der "Totenkopfbilder"... Sie zogen den
Betrachter
magisch an mit ihrer grotesken
Räumlichkeit,
ihrer gottverlassenen Zentrierung
auf
Höhlen, ihrem kahlen, fahlen Licht und ihrer
verklärten
Farbigkeit...
Der
Maler stürzte sich in die mystische Schau
seiner
Erfahrung und verwandelte sie
schöpferisch.
HOM
malte seinen Totentanz.
Er
schloss sein Lebenswerk ab.